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Urbane Zwischennutzung – neues Leben für leerstehende Gebäude

Wer kennt sie nicht, die Leerstandsimmobilie in der Nachbarschaft – oft vergehen Monate oder sogar Jahre, bis sie revitalisiert oder abgerissen und das Areal neu bebaut wird. Doch inzwischen gibt es Alternativen für Flächen, die zeitweise ungenutzt bleiben.

Denn Stadtteile, die vorübergehend leere Flächen oder ungenutzte Immobilien zur Verfügung haben, können von kurzfristigen Zwischennutzungen profitieren: Immer mehr Menschen wünschen sich Flächen für private Projekte, Kulturschaffende sind auf der Suche nach Ateliers oder Werkstätten, und auch mehr und mehr Marken mieten kleine, temporäre Verkaufsflächen. Doch welche Chancen ergeben sich durch das „urban upcycling“ von kurzfristig genutzten Räumen und wer kann davon profitieren?

Gebäude und Flächen temporär nutzen – was ist möglich?

Wird ein kurzfristig leerstehendes Gebäude temporär genutzt, wird die jeweilige Fläche meist für einen bestimmten Zeitraum günstig vermietet. Dies kann sowohl für den Eigentümer, der weiterhin Einnahmen generieren kann, als auch für den Mieter, der Zugang zu preiswert nutzbarer Fläche hat, von Vorteil sein. Ähnliches gilt für Baulücken, die beispielsweise zu gemeinschaftlich genutzten Nachbarschaftsgärten umgewandelt werden können. Doch nicht nur Eigentümer und Mieter, sondern auch die Stadtverwaltung kann von Zwischennutzungsprojekten profitieren. Denn weniger Leerstand bedeutet zugleich weniger Gebäude, die dem Image der Nachbarschaft schaden könnten.

Von „Leerstandsmeldern“ bis zu vermittelnden Agenturen

Ob und wie viele Gebäude in der eigenen Nachbarschaft leer stehen, lässt sich ganz einfach mittels Online-Tool herausfinden. Das Portal „Leerstandsmelder.de“ zeigt auf einer Landkarte von OpenStreetMap alle leerstehenden Immobilien in Deutschland und einigen Nachbarländern. Die Häuser können vom Eigentümer oder von Portalnutzern online eingetragen werden. Doch es bleibt nicht nur bei der Information über leere Flächen, inzwischen existieren einige Vermittlungs- beziehungsweise „Leerstandsagenturen“, die Kurzzeitnutzer auf die Fläche bringen wollen. In den USA macht es das Startup „Storefront“ vor. Das Portal funktioniert ähnlich wie Airbnb: Über das Online-Tool werden die Flächen direkt vermietet.

Die neue Lust, städtischen Raum zu gestalten

Mittlerweile existiert auch in Deutschland mit „PopUp Berlin“ ein ähnliches Konzept. Der Anbieter vermittelt zwischenzeitlich verfügbare Flächen für sogenannte Pop-Up-Konzepte. Von den kurzfristigen Mietverträgen profitieren nicht nur kleinere Marken, auch Privatpersonen und junge Gründer mieten solche Flächen, sei es anstelle eines Coworking-Spaces, sei es um eine erste Testfläche für ihre Konzepte beziehungsweise Produkte zu erhalten. Auch die „ZwischenZeitZentrale“ in Bremen fungiert als Vermittlungsagentur für temporäre Nutzungen. Oft steht jedoch nicht die tatsächliche Nutzung der Fläche im Vordergrund, sondern die Mieter, die eigenständig ihre Projekte voranbringen.

Mein Fazit: Zwischennutzungen sind nicht nur auf Mieterseite für Kreative oder Menschen mit steigendem Raumbedürfnis in den deutschen Großstädten interessant. Für Investoren kann es ebenfalls von großem Interesse sein, ein zeitweise leerstehendes Objekt mit einer Zwischennutzung zu beleben, bevor sie es revitalisieren oder neu bebauen. Denn schließlich wird so nicht nur das jeweilige Objekt am Markt interessanter, auch der Stadtteil gewinnt durch kreative Zwischennutzungen an Bekanntheit, Attraktivität und Lebensqualität. Beste Voraussetzungen also für das entstehende Projekt.