Modulares Bauen Teil 1: Vom Fertighaus zum Wolkenkratzer: Warum Skalierbarkeit für das modulare Bauen entscheidend ist

Schnell, flexibel und günstig – so könnte man die ökonomischen Stärken der modularen Bauweise kurz und knapp zusammenfassen. Doch neben den offensichtlichen Vorteilen des modularen Bauens ist das Image von Modulbauten teilweise noch vorurteilsbelastet. Allzu präsent sind die Bilder temporärer Containerbauten, die eher exotisch als nutzwertig sind – und auch das Billig-Image der 70er-Jahre-Platte trägt seinen Teil dazu bei.

Die damaligen Praktiken sind jedoch nicht mit der heutigen Bauweise zu vergleichen. Denn die Modulbauten sind mittlerweile baukonstruktiv voll ausgereift und tragen mit ihrer hohen architektonischen Qualität dazu bei, dass die Abwehrhaltung Schritt für Schritt abgebaut wird. Die Zukunft des Bauens liegt in der modularen Bauweise – darin sind sich die Bauexperten einig. Der weltweit stetig steigenden Nachfrage nach Modulbauten liegt zudem ein entscheidender Erfolgsfaktor zugrunde: die „Economy of Scale“ – denn gleiche Bauteile können in einer großen Stückzahl produziert werden.

Vorgefertigte Bauteile reduzieren die Bauzeit und sorgen für Termin- und Kostensicherheit

Nicht nur Einfamilienhäuser, sondern auch Büro- und Hotelimmobilien lassen sich mit modularen und standardisierten Bauteilen kostengünstiger errichten. In Fernost setzt sich beispielsweise beim Bau von modernen Hochhäusern der Modulbau immer stärker durch. Innerhalb kurzer Zeit kann selbst in beengten Bauverhältnissen gebaut werden. Besonders bei Gebäuden mit vielen identischen Nutzungseinheiten und hoher technischer Ausstattung ist es sinnvoll, modular zu denken und zu bauen. Das Gebäudefundament wird konventionell vor Ort erstellt. Unterdessen werden bis zu 90 Prozent der Bauteile in einer Werkshalle produziert, zusammengesetzt und binnen weniger Tage zur Baustelle gebracht. Auch Sanitär- und Beleuchtungsanlagen können vorab bereits installiert und montiert werden – die Gesamtbauzeit wird so im Vergleich zur herkömmlichen Bauweise deutlich verkürzt. Als positiver Nebeneffekt reduzieren sich zudem Schlechtwetter-Verzögerungen, störender Baustellenverkehr und große Abfallmengen auf ein Minimum. Die Standardisierung des modularen Bauens ermöglicht es zusätzlich, die Bauausfertigung detailgenau zu planen, sodass eine hohe Termin- und Kostensicherheit garantiert werden kann.

Wolkenkratzer aus dem Baukasten

Das „Apex House“ in London ist das europäische Vorzeigebeispiel, wie modulares Bauen in Hochaus-Manier aussehen kann. Mit seinen 29 Stockwerken ist das 2017 eröffnete Studentenwohnheim das größte Bauwerk Europas aus vorgefertigten Modulen. Errichtet wurde es in nur zwölf Monaten. Dies ist rund die Hälfe der Zeit, welche für ein konventionelles Fertigbauprojekt angedacht wird. Auch in Hamburg existiert ein vergleichbares Projekt. Das Studentenwohnheim „WOODIE“ besteht aus 371 Holz-Modulen und wurde in nur neun Monaten erreichtet. 2018 gewann es in Cannes den Mipim Award in der Kategorie „Best Residential Development“. Schneller wird nur in China gebaut: Ein bekanntes Beispiel der vergangenen Jahre, dass in Erinnerung geblieben ist, ist der chinesische Wolkenkratzer in der Provinz Hunan. Das 57-stöckige Hochhaus wurde in nur 19 Tagen erreichtet. Mein Fazit: Auch bei Großprojekten kann das modulare Bauen neben den augenscheinlichen Vorteilen ein Mittel sein, um die Kosten im Neubau zu reduzieren. Schließlich kämpfen die deutschen Projektentwickler mit explodierenden Baukosten – allein in Berlin stieg das Preisniveau im Jahresverlauf 2018 um mehr als sechs Prozent. Diese Kosteneinsparung kann auf die Mieter übertragen werden. Und grundsätzlich gilt: Je kürzer die Realisierungsdauer eines Projekts, desto weniger mögliche Fehlerquellen gibt es.