Gelingt die Digitalisierung der Immobilienwirtschaft? – Der Status quo
Wie die Immobilienwirtschaft Schritt für Schritt digitaler werden kann, beschäftigt auch die Wissenschaft. Unter anderem gehen der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) und Ernst & Young Real Estate GmbH genau dieser Frage in der inzwischen gemeinsamen vierten Digitalisierungsstudie „Gebaut auf Daten – digitale Immobilienwirtschaft“ nach.
Mehr als 300 Mitarbeiter von öffentlichen sowie privatwirtschaftlichen Unternehmen mit Immobilienbezug wurde dafür befragt. Ich habe für Sie die ersten fünf Kernergebnisse der Studie zusammengefasst:
Kernergebnis 1: Das Budget für Digitalisierung wächst
Digitalisierung ist eine Investitionsfrage. Der Studie zufolge sind die Ausgaben für Digitalisierungsmaßnahmen im Jahr 2019 deutlich gestiegen: Insgesamt gaben 24 Prozent der Befragten an, mehr als fünf Prozent des gesamten Jahresumsatzes für Digitalisierung auszugeben. Verglichen mit dem Vorjahr bedeutet dies einen Zugewinn von neun Prozentpunkten. Dem überwiegenden Teil ist der digitale Fortschritt zwischen ein und drei Prozent des jährlichen Umsatzes wert.
Kernergebnis 2: Das Datenbewusstsein steigt
Obwohl die Digitalisierung für viele zu langsam vonstattengeht, wissen die Akteure der Immobilienbranche über den Wert der genutzten Daten durchaus Bescheid. Wie die Studienautoren schreiben, fehlt es weniger am Digitalisierungsbewusstsein, vielmehr scheitern Digitalisierungsstrategien unter anderem an einem wenig zielgerichteten Datenmanagement. An dieser Stelle möchte ich jedoch ergänzen, dass es neben einem konkreten „Fahrplan“ für Digitalisierung auch direkten Zuständigkeiten innerhalb des Unternehmens bedarf.
Kernergebnis 3: Mit mehr Technologieverständnis nicht auf die Zukunft warten
Die Zukunft ist jetzt: In der Digitalisierungsstudie von 2018 wurde das Trendpotenzial von Themen wie Big Data, Data Mining, Data Analytics und Virtual sowie Augmented Reality als eher gering eingeschätzt. Die Befragten hatten diesen Themen wenig Bedeutung für die Immobilienbranche beigemessen und sie als eher kurzlebige Technologien eingeschätzt.
In der aktuellen Studie von 2019 gaben die Befragten jedoch an, dass dieselben Themen die Branche inzwischen nicht mehr nur kurzfristig, sondern mit einer Perspektive von mindestens fünf bis neun Jahren beschäftigen werden. Aus dieser Entwicklung lässt sich ableiten, dass sowohl das Technologieverständnis als auch das Technologiebewusstsein branchenintern gestiegen ist.
Kernergebnis 4: Aufholbedarf bei digitalen Rahmenbedingungen
Für viele Befragte steckt die Digitalisierung der Immobilienwirtschaft in Deutschland noch in den Kinderschuhen: Die Mehrheit (66 Prozent) hält die generellen Rahmenbedingungen für digitale Technologien und deren Anwendungen am heimischen Markt nur für durchschnittlich. Ein Viertel schätzt diese sogar als unterdurchschnittlich ein – es besteht also dringender Aufholbedarf.
Kernergebnis 5: keine Digitalisierung ohne qualitative Daten
Die Experten und Studienteilnehmer sind sich einig: Der Erfolg der Digitalisierung liegt in der Datenqualität. Das bedeutet auch, dass die Daten auf Basis einer homogenen Grundlage entstehen und nach ähnlichen Standards weiterverarbeitet werden müssen – Stichwort „Daten-Harmonisierung“. Kurz gesagt: Trotz des steigenden Bewusstseins verlaufen die tatsächlichen Digitalisierungsfortschritte in der Immobilienbranche eher langsam. Langsam, aber stetig, wie auch die weiteren fünf Kernergebnisse der Studie zeigen werden.