Essen – neuer Aufwind dank Wirtschaft und Wissenschaft?
Essen gilt als Wirtschafts-, Handels- und Dienstleistungsmetropole, aber längere Zeit hatte die Stadt wie auch das restliche Ruhrgebiet mit Abwanderung und Schrumpfungsprozessen zu kämpfen. Wie sich dies in den vergangenen Jahren geändert hat und warum es sich für Investoren lohnt, in den „Hidden Champion“ Essen zu investieren, zeigen wir in unserem Stadtporträt.
Ruhrgebiet lockt zahlreiche Investoren an
Doch schauen wir zunächst einmal auf die Region, denn das Ruhrgebiet hat insgesamt viel zu bieten. In einer Studie vom Institut der deutschen Wirtschaft, die Anfang dieses Jahres erschienen ist, ist von dynamischen Entwicklungspotenzialen die Rede, die mit Berlin zu Beginn der 2000er-Jahre verglichen werden. Die aktuelle Ausgangssituation im Ruhrgebiet ähnelt stark der der Hauptstadt mit ihren niedrigen Immobilienpreisen, einem großen Freizeit- und Kulturangebot, etlichen jungen Menschen sowie einer attraktiven Hochschullandschaft. Mit seiner größten Forschungs-, Hochschul- und Studierendendichte birgt das Ruhrgebiet große Potenziale für Unternehmen. Demnach dürfte es nicht verwundern, dass die Region in der Studie in puncto Lebensqualität ebenfalls überdurchschnittlich gut abgeschnitten hat. Als Standort für grüne Technologien, künstliche Intelligenz und IT-Sicherheit ist das Ruhrgebiet auch im digitalen Bereich gut aufgestellt. Das haben bereits etliche Investoren erkannt, die sich zunehmend für die Metropolen entlang der Ruhr interessieren. Allen voran Essen.
Essens moderne Urbanität
Es ist unter anderem der Mix aus der bedeutenden Kulturszene und den zahlreichen Naherholungsgebieten, der Essen so lebenswert macht. Die Stadt vereint mit der Universität Duisburg-Essen, der Messe Essen sowie dem Grugapark, der mit seinen Skulpturen und dem botanischen Garten jährlich unzählige Besucher anlockt, drei Dinge, die Essen im Wesentlichen kennzeichnen: Wissenschaft, Wirtschaft und Erholung. Die Innenstadt bietet überdies vielfältige Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten sowie renommierte Bars und Sternerestaurants.
Im Kontrast zur wachsenden Essener Skyline ist die Stadt mit ihrer rund 1.200 Jahre alten Geschichte älter als Berlin, Dresden oder auch München. Die Kohleressourcen ließen Essen schnell zu einem der weltweit bedeutendsten Zentren der Montanindustrie werden, bevor die Ruhrmetropole mit der Familie Krupp den größten Stahlkonzern des 19. Jahrhunderts hervorbrachte. Das industrielle Erbe hat die Stadt nachhaltig geprägt, wobei stillgelegte Zechen, Fabrikgebäude und Montagehallen nicht lange leer standen. Dort ist die lebhafte Essener Kulturszene eingezogen und es finden nun Ausstellungen, Musicals und Konzerte statt. Die freie Essener Kulturszene ist es auch, die die Stadt 2010 zur UNESCO Kulturhauptstadt Europas werden ließ.
Dynamischer Wohn- und Büroimmobilienmarkt
Nachdem die Einwohnerzahl in der drittgrünsten Stadt Deutschlands über einen längeren Zeitraum rückläufig war, wächst diese seit 2014 wieder stetig an, womit die Ruhrmetropole zu den zehn größten Städten Deutschlands zählt. Grund dafür sowie für die steigenden Beschäftigungszahlen sind die zunehmenden Erfolge als Dienstleistungsstandort. Auch DAX-Konzerne wie E.ON, RWE oder auch ThyssenKrupp sowie insgesamt neun der 100 umsatzstärksten Unternehmen Deutschlands haben in Essen ihren Hauptsitz. Ein weiterer wesentlicher Wirtschaftsfaktor ist, dass Essen nicht nur Messe- und Kongressstandort ist, sondern die Messe Essen obendrein zur Top Ten in Deutschland gehört.
Diese positiven Entwicklungen spiegeln sich am Immobilienmarkt wider. Die Mietpreise für Wohnungen sind deutlich gestiegen, aber nach wie vor vergleichsweise günstig. Die durchschnittliche Erstbezugsmiete beträgt 10,50 Euro pro Quadratmeter, was im Zehnjahresvergleich einem Plus von 40 Prozent entspricht. Zudem spricht die steigende Zahl der Baugenehmigungen für einen anziehenden Wohnungsbau. Mit 3,1 Millionen Quadratmeter Bürofläche ist der Essener Büromarkt dem Analysehaus Bulwiengesa zufolge unter den B-Städten der viertgrößte. Deutschlandweit liegt Essen damit knapp hinter den Top-7-Städten mit Rang 11. Ähnlich positiv verhält es sich mit den Büroneubaufertigstellungen, wobei Essen innerhalb der analysierten Sekundärstandorte zwischen 2009 und 2018 mit zwölf Prozent im Verhältnis zum Flächenbestand vor Dortmund, Münster, Bonn und Karlsruhe die meisten Fertigstellungen verzeichnen kann. Von den B-Märkten wies Essen Ende 2018 den höchsten Büroflächenumsatz mit 137.000 auf. Die Entwicklung der Bürobeschäftigten, die als Indikator für die Nachfrage von Büroflächen gesehen werden kann, ist mit einem Wachstum von 15 Prozent zwischen 2009 und 2018 als sehr positiv zu bewerten. Während anderswo die Räume knapp werden, bietet Essen somit enormes Potenzial für Investoren.