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Digitalisierung war gestern – es zählt der digitale Wandel

Seit die ersten Großrechner in den 1960er-Jahren Einzug in die Büros hielten, prägt die Digitalisierung die Arbeitswelt: Analoge Prozesse werden automatisiert und dadurch schneller und einfacher gemacht. Unsere Zeit hingegen ist von einem digitalen Wandel der Unternehmensstruktur und -kultur geprägt. Während die Begriffe Digitalisierung und digitaler Wandel oftmals synonym verwendet werden, gibt es tatsächlich wichtige Unterschiede.

Der Begriff Digitalisierung beschreibt zunächst nur die Umwandlung analoger Inhalte in digitale Formate. Das kann etwa Rechnungen, Formulare oder sonstige Dokumente betreffen. Aber auch Dienstleistungen wie Bestell- oder Liefervorgänge können digitalisiert werden. Die digitale Transformation bezieht sich hingegen auf die Art und Weise, wie wir als Team, Abteilung oder Unternehmen zusammenarbeiten.

Man sollte sich nicht an der “Digitalisierung” abarbeiten

Wer lediglich einzelne Prozesse modernisiert oder ersetzt, verpasst eventuell das “Big Picture”. Beim digitalen Wandel geht es letztlich darum, das eigene Geschäftsfeld zu erweitern beziehungsweise ganz neue Servicebereiche zu erschließen. Dafür sind echte Innovationen gefordert – genau wie ein Umdenken auf der Führungsebene. Digitale Systemschnittstellen verändern auch, wie und wo Mitarbeiter ihre Tätigkeit ausüben. Dezentrales und flexibles Arbeiten wird nicht nur ermöglicht, sondern es besteht das Potenzial, starre Strukturen und Wissens-Silos aufzubrechen.

Aktuell werden beispielsweise in der Immobilienbranche viele wichtige Daten noch gar nicht erhoben – und selbst wenn sie vorliegen, dann oft nur auf einem einzelnen Desktop-PC. Ist der betreffende Mitarbeiter krank oder im Urlaub, muss erst der Administrator gerufen werden, um Zugriff auf erforderliche Dateien zu erhalten. Hierbei zeigt sich der Unterschied zwischen bloßer Digitalisierung und digitalem Wandel am deutlichsten: Digitalisierung bedeutet, dass für den Mitarbeiter der alte PC durch einen leistungsstärkeren ersetzt wird. Der digitale Wandel bedeutet, die Datei für alle zugänglich in einer Cloud oder perspektivisch in eine Blockchain zu integrieren.

Klare Vision vorgeben, Mitarbeiter mitnehmen

Damit digitale Unternehmenskultur kein elektronischer Papiertiger bleibt, müssen Mitarbeiter auf ganzer Linie abgeholt werden. Die Führungskräfte eines Unternehmens sollten daher eine klare Vision und Strategie vermitteln, mit der digitale Prozesse sinnvoll in den gesamten Arbeitsalltag eingebunden werden. Durch kontinuierliche Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter wird nicht zuletzt die Bindung an das Unternehmen und die Loyalität gestärkt. Gleichzeitig darf die Umsetzung einer Digitalstrategie kein reiner Top-Down-Vorgang sein. Ein produktiver Dialog und die Einbeziehung der Mitarbeiter in die Entwicklung neuer Arbeitsprozesse sind von zentraler Bedeutung. So tragen alle den inneren Wandel des Unternehmens mit.

Digitaler Wandel verläuft nicht nur digital

Für mich steht fest: Die digitale Transformation unserer Arbeits- und Unternehmenswelt hat sowohl wichtige technologische als auch soziale Aspekte. Keine App ersetzt reales Feedback, keine künstliche Intelligenz übernimmt Teamdiskussionen. Digitale Visionen dürfen nie den Blick auf die Menschen verstellen, egal ob bei der Zusammenarbeit mit Kunden oder Mitarbeitern. Zu jeder erfolgreichen Digitalstrategie gehört somit, digitale Technologien und Prozesse als sinnvolle Stärkung der Mitarbeiter und der Unternehmensleistung als Ganzes zu verstehen.